I. Begegnungen am Waldsee
Der knapp fünfzigjährige Immobilienanwalt und Familienvater Konstantin Regenz klappt beim Jogging mitten in einer schon länger schwelenden Ehekrise zusammen und wird von einer Studentin wiederbelebt.
Für beide beginnt eine kurze intensive Liebesaffäre Die junge Germanistin Juliane ist sich ebenfalls nicht sicher, ob ihr Kommilitone Frederik noch der richtige Partner für sie sein kann. Dieser erlebt mittlerweile sein Coming-Out bei seinem verehrten Künstlervorbild, einem älteren griechischen Theaterdozenten.
Die Schauplätze der Handlung spielen vorwiegend am Seeufer einer nicht näher bezeichneten mittleren Universitätsstadt, dessen bewaldetes Ufer sich allmählich durch Finanzspekulationen verändert.
In der Novelle greifen private und politische Ereignisse auf diese Weise eng ineinander. Für den seine Nieren-erkrankung bislang sträflich verdrängenden Geschäftsmann wird zum Schmerz seiner betrogenen Gattin eine Nierentransplantation dringend nötig.
Selbst der die Ereignisse in seiner Erzählung allmählich konterkarierenden auktoriale Erzähler ist sich nicht sicher, ob am Ende in den von ihm aufgezeigten Beziehungen alles auf einen gute oder einen bedenkliche Schluss hinausläuft. In den von ihm vorgestellten Figuren werden immer wieder Kindheitsprägungen wirksam, derer sie sich kaum erwehren können. So weitet sich auch die Landschaft um den Waldsee herum zum schicksalhaften Panorama.
II. Phädras Kleid
Unversehens gerät die gut situierte Philline in eine Liebesaffäre mit einem jungen Maler, der ihr Sohn sein könnte. Nach dem Auszug ihrer Tochter aus dem Elternhaus in ihrer beginnenden Midlife-Crisis unsicher geworden, ringt sie um ihre Identität, noch dazu als sie ansehen muss, wie ihre beste Freundin an Krebs verstirbt und ihr zu Bewusstsein kommt, dass ihr Gatte schwul ist und jahrzehntelang, von ihr übersehen, ein Doppelleben führte.
Wie im antiken Mythos von „Phädra“, der Königin, die sich zum Verlobten ihrer Tochter hingezogen fühlt, führt die moderne Novelle die beteiligten Protagonisten in unterschiedlichen Variationen schicksalshaft zusammen, bis es schließlich zur „kathartischen“ Katastrophe kommt.
Die subtile symbolische Erzähltechnik lässt es am Ende offen, ob der unwahrscheinlich erscheinende Plot aus der griechischen Sagenwelt nur aus den Projektionen und Albträumen der beschriebenen Hauptpersonen besteht oder bittere Realität gewesen ist.
III. Die Nibelungen-AG
Ein Erzähler ringt in der Rahmenhandlung mit einem imaginären Lektor um die Neu-Bearbeitung der alten Nibelungen-Sage. Er entwickelt dabei panorama-artig die Geschichte einer rheinischen Unternehmerfamilie; wobei es ihm es dabei hauptsächlich darauf ankommt, die Wirkmächtigkeit archaischer und mythischer Denk- und Verhaltensmuster auch in aktueller Zeit nachzuzeichnen.
Im Mittelpunkt steht der Tritathlet Siegfried und seine als Tabu behandelte Beziehung zu Gunter, dem Firmenerben. Seine junge Frau Kriemhild, Gunters Schwester, versucht durch Modernisierungsmaßnahmen, den Bestand der „Nibelungen AG“ zu erhalten, was aber schließlich fehlschlägt.
Die schicksalhafte Verwobenheit aller Protagonisten mit einander und ihre tragischen Konflikte, sichtbar gemacht z.B. in der Figur des alten Prokuristen Dr. Hagen, führt schließlich zu einem grotesken „Wagner-Finale“.
Die vorgelegte Novelle versucht, zum Teil parodistisch, mit den bekannten Motivketten zu jonglieren, wobei der Autor schließlich selbst zur Fiktion wird und sein Manuskript schließlich aufgibt.